Geschichte Scheidt


Die Besiedlung des Scheidter Tales datiert mit dem „Hoff in Sceide“ ins Jahr 1235. Der erste Kirchenbau weist in die Zeit um 1350. Quellen des Stifts-Archivs St.Arnual redeten von der „Heyder Kirch auff dem Buchwald in Scheyde“. Die Formulierung „Heyder Kirch“ meint nicht etwa eine Kirche der Heiden, sondern ein Gotteshaus „auf der Heide“, d.h. weit draußen, abgelegen, fern der Stadt und größeren Siedlungen. Der mittelalterliche Sprachgebrauch der Präposition „auf“ steht auch für „am, bei“, so dass es logisch erscheint zu sagen: „die Kirche in Scheidt lag am (vor dem) Buchenwald“. Ich halte es für am wahrscheinlichsten, dass das alte Kirchengebäude am Platz unserer heutigen Kirche stand. An diesem exponierten Standplatz ist sie auch am besten vom Tal aus zu sehen. Diese frühe Kirche war nicht mehr als eine kleine Kapelle ohne Turm mit erkennbar gotischem Altarraum.

Um 1600 siedelten vor der Kirche im Talgrund Bauern, Achatschleifer und Fuhrleute. Eine erste vollständige Aufstellung der Haushaltungen zu Scheidt bringt die Liste der Türken-Schatzung des Jahres 1542, die 14 Steuerzahler nennt. Im Jahre 1615 zählte man 30 „Hausgesäß“, und eine Zählung aus 1628 erwähnt „einen Meyer, 27 Unterthanen, drei Witwen und einen Hirten“. Drei Häuser standen damals leer. Die völlige Zerstörung und Verödung des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) war erst um 1700 überwunden.

Im Jahre 1737 wurde die immer noch als Ruine liegende Kirche neu erbaut und am 30. Januar 1738 mit Pfarrer Beltzer aus Bischmisheim und dem Stiftsamtmann Steinhauer eingeweiht. Ein Turm fehlte beim Neubau, die kleine Glocke hing in einem hölzernen Gerüst.

Christian Ludwig Barthels (1739-44, Pfarrer von Dudweiler und Scheidt) schildert den Zustand der Kirche 1744 wie folgt: „Es hade das Dorf Scheidt eine uhralte Kirche mit einem steinernen undichten Thurm; weilen sie aber überaus baufällig, so wurde sie in anno 1737ganz abgerissen und neugebauet und ist nichts von der alten übrig geblieben als der alte Chor, darinnen der Altar gestanden, und in welchem man nunmehro das Glöcklein läutet.

Bey meiner Ankunft war auch die Kirche inwendig noch nicht ganz fertig. Sie wurde also in dem Gang noch volendts mit Backsteinen geblädet. Die Treppe von Stein wurde an die Kirchthür gemacht. Hierauf ließ das Consistorium ein steinernes Thorgestell an den Kirchhof setzen und eine neue Thür daran machen mit Schloß und Beschlägen. Hierauf, weilen der Giebel, so im Winter bestochen worden, den Bestich verlohren, als der abgefallen war, so wurde derselbe bey gutem Weder wiederum frisch bestochen. Auch wurde noch das oberste Oval-Fenster gemacht, weilen der Windt allzusehr demselben Loch hineingezogen und die Ziegeln vom Tach aufgehoben und herunter geschmißen ...“ (aus dem Dudweiler Pfarrbuch)

Im Jahre 1870 wurde an unserer Kirche der Turm aufgeführt, der sie auch heute noch schmückt: als Oktogon in Bruchsteinmauerwerk mit romanischen Stilelementen. Drei Glocken hängen in diesem Turm. Die große Glocke wurde erst 1949 wieder aufgehängt, da ihr Vorläufer im 2. Weltkrieg umgeschmolzen worden war. Seit 1872 zeigt eine Uhr die Zeit nach vier Himmelsrichtungen an. 1981 sind die Zifferblätter und Uhrzeiger erneuert worden.

Im Jahre 1957 wurde das Kirchenschiff an der vorderen Giebelseite zur Scheidterbergstraße hin um acht Meter verlängert und die Empore neu gestaltet. Erst die umfangreichen Neugestaltungen im Innen- und Außenbereich zur Amtszeit von Pfarrer Fritz Huber, zwischen 1995 und 1997, gaben der Kirche und ihrem Umfeld das heutige freundliche Gesicht.

In den Jahren 2012 bis 2014 wurden weitreichende Veränderungen im Kirchenumfeld vorgenommen. Anstelle des Pfarrhauses entstand ein neues – zur Kirche hin geöffnetes – Gemeindehaus (2013/2014) gemeinsam mit Kirchplatz und Sitztreppe (Sandstein und Basalt). Daneben auch ein Behindertenparkplatz hinter der Sakristei mit Zuweg entlang der Kirche und zwei Pfadfinderhütten (Holz) auf dem oberen Kirchengelände. Damit sind Kirche und Gemeindehaus behindertengerecht zugänglich. Das alte überdimensionierte Gemeindehaus in der Kaiserstraße wurde im Jahr 2014 verkauft.

 (Helmut Ballas/Pfr. Uwe Herrmann)




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