Literaturkreis: Whitehead
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Ulrich Monzel ist neuer katholischer Leiter der Evangelisch-Katholischen TelefonSeelsorgeSaar. Der 39-Jährige folgt auf Christoph Fleck, der nach 30 Jahren bei der Telefonseelsorge Leiter des polizeipsychologischen Dienstes des Saarlandes wird. Im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes am Sonntag, 17. März, in der Stiftskirche St.Arnual wurde Fleck verabschiedet und Monzel begrüßt. Offizieller Stabswechsel ist am 1. April. Monzel leitet die ökumenische Telefonseelsorge gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Volker Bier.
Monzel, der mit seiner Familie in Blieskastel lebt, gehört seit 1. Oktober 2023 dem ökumenischen Team der TelefonSeelsorgeSaar an. Zuvor war der Psychologe viele Jahre im klinischen Setting, zunächst für Suchterkranke in Münchwies, später in den Justizvollzugsanstalten Ottweiler und Saarbrücken tätig. Zeitweise leitete er eine Kindertagesstätte. Zuletzt arbeitete er in einer Werkstatt für Menschen, die aufgrund einer psychischer Erkrankung arbeitsunfähig sind. „Als ich die Stellenanzeige in der Zeitung gelesen habe, war mein erster Gedanke: Das ist perfekt, das passt zu mir”, erinnert sich Monzel, „ich habe mich noch nie an einer neuen Stelle in einem neuen Team so schnell so wohlgefühlt wie hier. Meine positiven Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.“ An seiner Arbeit für die Telefonseelsorge schätzt er besonders die Vielseitigkeit und Flexibilität. Neben der Beratung via Telefon, E-Mail und Chat gehört auch die persönliche Beratung zu seinen Aufgaben. „Hierher kommen viele Menschen, die auf einen Therapieplatz warten oder sich kräftemäßig nicht in der Lage fühlen, die Hürden für einen Platz zu überwinden.“ Weitere Tätigkeiten sind die Suche nach Ehrenamtlichen, deren Schulung und Betreuung durch Supervision sowie die Spendenaquise. „Ich könnte nicht in einer Praxis arbeiten und den ganzen Tag mit einem Patienten nach dem nächsten sprechen”, sagt Monzel. Dafür nimmt er Termine am Abend und am Wochenende in Kauf – schließlich ist die Telefonseelsorge 24 Stunden am Tag erreichbar.
Vier Hauptamtliche teilen sich 3,25 Stellen hinzu kommen rund 75 Ehrenamtliche. „Ich glaube, vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Telefonseelsorge von Ehrenamtlichen getragen wird”, sagt Monzel. Doch werde die Suche nach neuen Ehrenamtlichen zu einer Herausforderung für die Zukunft. „Es wird nicht leichter, Ehrenamtliche zu gewinnen“, sagt er. Einen weiteren Schwerpunkt will Monzel auf die Neubelebung der Chat- und Mailberatung legen. „Damit erreichen wir eine ganz andere Zielgruppe als über das Telefon. Nämlich die jungen Leute“, sagt er. Wer sich per Mail oder Chat an die Telefonseelsorge wende, befinde sich oft in einer ganz akuten Lebenskrise – besonders häufig würden hier Suizidabsichten geäußert. „Da ist es wichtig, die Menschen zu erreichen.“ Zugleich könne dies für Ehrenamtliche sehr belastend sein. „Hier sind wir Hauptamtlichen jederzeit für sie Ansprechpartner“, sagt Monzel. Ihm selbst helfe es in diesen Situationen, sich klarzumachen, dass er alles, was an Hilfe möglich ist, den Betroffenen angeboten habe und sich klar zu machen, dass Hilfe nicht jedes Mal angenommen werde.
Hauptanlass der Anrufenden sei das Thema Einsamkeit, daneben Beziehungsprobleme und Streitigkeiten in der Familie. „Wir bräuchten in Deutschland viel mehr Hilfsangebote für Menschen mit psychischen Problemen. Viel zu viele müssen viel zu lange auf einen Therapieplatz warten oder bekommen gar keinen. Doch je länger eine Krankheit aufgeschoben wird, desto schlimmer wird sie”, sagt der Psychologe. Zudem fehle es an Begegnungstätten, die einer Vereinsamung vorbeugen. „Das fängt bei der klassischen Eckkneipe an, wo die gesamte Gesellschaft ob arm oder reich hingehen kann.“ Die heutige Gesellschaft sei zunehmend individualistischer, vieles sei auf den äußeren Vergleich ausgerichtet. „Wer bei dem vermeintlichen Glanz nicht mithalten kann, fühlt sich außen vor, zieht sich zurück und bleibt alleine.“
Betroffene seien für die Begegnung auf Augenhöhe, die ihnen die Haupt- und Ehrenamtlichen bieten, „unglaublich dankbar“. „Wir kommen nicht mit dem Versprechen: Ich mache dich gesund. Wir treffen uns als Menschen, tauschen uns aus, dabei kann etwas Heilsames entstehen.“
Wenn Ulrich Monzel nicht für die Telefonseelsorge unterwegs ist, steht er mit Leidenschaft hinterm Herd. Neben dem Kochen begeistert ihn alles, was er in der Natur erleben kann: ob Gartenarbeit, Spaziergänge mit dem Hund, Wander- oder Klettertouren.
Die Telefonseelsorge ist in Deutschland durch über 100 Stellen, bundesweit, 24 Stunden, gebührenfrei und anonym unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 erreichbar.
Bei der Evangelisch-katholischenTelefonSeelsorge Saar engagieren sich rund 75 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 24 Stunden, rund um die Uhr seelsorgerliche Gespräche am Telefon anbieten. Für diese Aufgabe werden sie über ein Jahr lang sorgfältig ausgebildet. Vier hauptamtliche Kräfte begleiten die Beratungen am Telefon, die Mail- und Chat-Beratung, unterstützen die ehrenamtlich Mitarbeitenden und bieten persönliche Gespräche in der Beratungsstelle an.