17. Januar 2025

Ökumenische 24-Stunden-Installation am Holocaust-Gedenktag erstmals in Synagoge


Am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau lädt die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes (CJAS) mit ihren Kooperationspartnern für Montag, 27. Januar, von 0 bis 24 Uhr, zu der Installation „Klangstele. Gesang vom Zyklon B. Für das Hören – Gegen das Aufhören“ ein. Erstmals seit Einführung der 24-Stunden-Lesung im Jahr 1996 findet diese in der Saarbrücker Synagoge (Lortzingstraße 8, 66111 Saarbrücken) statt. Alle Interessierten sind eingeladen, der Eintritt ist frei und ohne Anmeldung möglich.

Erstmals ist die Installation an diesem Tag auch bei der offiziellen Gedenkveranstaltung des saarländischen Landtags ab 11 Uhr in der Congresshalle zu hören. Schülerinnen und Schüler der Willi-Graf-Schulen, des Gymnasiums am Rotenbühl und der Gemeinschaftsschule Bisttal Wadgassen/Bous werden einen achtminütigen Auszug aus der Klangstele präsentieren. Hauptredner der Gedenkstunde ist Prof. Dr. Michel Friedmann.

In der Synagoge werden an drei Tischen vorne im Bereich des Toraschreins wechselnde Sprecher 24 Stunden lang aus dem „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 - 1945“ vorlesen. Es handelt sich dabei um eine Rekonstruktion der Ereignisse im Konzentrationslager vom ersten Tag bis zur Befreiung aufgrund von Zeitzeugenberichten. Parallel werden weitere Texte sowie Lyrik vorgetragen. Dazu zählen etwa die „Todesfuge“ von Paul Celan und „Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ von Peter Weis. Das Publikum ist eingeladen, sich beim Sprechen der Texte aktiv an der Klangstele zu beteiligen. Die Texte liegen bereit.

Dazu erklingen in stündlicher Wiederholung Werke von Luigi Nono (Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz) und Arvo Pärt („Fratres“, „Cantus“, „Pari Intervallo“). „Durch das Nebeneinander der drei Klangebenen entsteht beim Zuhörer eine Verwirrung, die verstörend wirkt, quasi eine vergiftete Klangstele“, sagt der Leiter des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ilf) Thomas Mann. Diese Verstörung sei gewollt und lasse die Erschütterung und das Leid der Betroffenen erahnen. Vertreter*innen der Religionsgemeinschaften, des saarländischen Landtags und der Landesregierung haben als Lektor*innen zugesagt, ebenso viele Schülerinnen und Schüler sowie Referendarinnen und Referendare.

Die gesamte Gedenkveranstaltung wird 24 Stunden lang auf dem Youtube-Kanal der Jugendkirche eli.ja live gestreamt. Schulklassen sind eingeladen, auf diese Weise im Unterricht Ausschnitte der „Klangstele“ zuhören. https://t1p.de/elija

Weitere Installation für saarländische Opfer des NS-Terror

Auf dem Platz der Erinnerung vor der Synagoge (Eingang Beethovenplatz) ist eine weitere Installation zur Erinnerung an die saarländischen Opfer des NS-Terrors geplant. Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Schulen sowie die Lesenden werden die über 2000 Namen der Ermordeten, deren Geburtstage sowie deren Geburtsorte und – soweit bekannt – Todesdatum und -ort auf Kerzen schreiben, die auf dem Platz aufgestellt werden.

Veranstalter der Klangstele ist die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes e.V. (CJAS). Kooperationspartner sind die Synagogengemeinde Saar, die Abteilung Schule und Religionsunterricht des Bistums Trier, das Institut zur Lehrerfort- und -weiterbildung (ilf) sowie der Lesben- und Schwulenverband des Saarlandes e.V., der Landesverband Deutscher Sinti & Roma e.V., die staatlichen Studienseminare sowie sieben Schulen. Autor der Klang-Installation ist Ulrich Voss.

 

Hintergrund:
Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen. Seit 1996 ist der 27. Januar als „Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus“ offizieller gesetzlicher Feiertag. Neben den rund sechs Millionen ermordeten Juden wird an diesem Tag auch der getöteten Kommunisten, Sozialisten, Widerstandskämpfer und der Bürger gedacht, die vom NS-Regime als „unwertes Leben“ bezeichnet und vernichtet wurden.





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